DAK-Präventionsradar 2022/2023: Wohlbefinden und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Zusammengefasst von Wolfram Hartmann

Wohlergehen und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Ausgewählte Ergebnisse des DAK-Präventionsradars 2022/2023.

 

Seit 2016 wird die schulbasierte Fragebogenstudie zur Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland („Präventionsradar“) jährlich an Schulen in der Sekundarstufe I durchgeführt. Kinder und Jugendliche aus 14 Bundesländern (mit Ausnahme von Bayern und dem Saarland) beteiligten sich an den Befragungen.

An der siebten Befragungswelle, durchgeführt von November 2022 bis Februar 2023, beteiligten sich 14.702 Kinder und Jugendliche aus 14 Bundesländern, die im Mittel 13 Jahre alt waren. Wenn möglich, wurde auch Bezug auf die Befunde vorangegangener Jahre genommen (https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/praeventionsradar-2023_40822#rtf-anchor-zentrale-ergebnisse).

Ergebnisse

Vorausschickend sei gesagt, dass die COVID-19-Pandemie für viele Kinder und Jugendliche herausfordernd war, für einige stärker als für andere. Gesundheitliche Chancengleichheit ist auch im Jahr nach der COVID-19 Pandemie im Kindes- und Jugendalter nicht gegeben.

Die sozioökonomische Einordnung der befragten Kinder und Jugendlichen erfolgte anhand einer international gebräuchlichen und validierten Selbsteinschätzungsmethodik.

Allgemeines Wohlbefinden

Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen ist im Vergleich zum letzten Jahr wieder gestiegen.

Bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus ist im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus der Anteil derer, die ein schlechtes allgemeines Wohlbefinden berichteten, größer (67 Prozent gegenüber 41 Prozent).

Lebenszufriedenheit

Die Lebenszufriedenheit von Kindern und Jugendlichen ist im Vergleich zur Erhebungswelle 20/21 wieder gestiegen.

Erfreulicherweise zeigen 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus eine hohe Lebenszufriedenheit, allerdings nur 26 Prozent mit niedrigem Sozialstatus. Sie liegen damit um ca. 25 Prozent niedriger.

Einsamkeit

Ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen (32 Prozent) berichtete Einsamkeit.

Rund 28 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus empfanden Einsamkeit, aber 50 Prozent der Befragten mit niedrigem Sozialstatus.

Körperliche Beschwerden

Die körperlichen Beschwerden (Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen) sind post-pandemisch nach wie vor stärker ausgeprägt als vor der COVID-19-Pandemie. Sie waren bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus ausgeprägter im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen mit höherem Sozialstatus.

Die Mehrheit aller Befragten hatte seltener als jede Woche körperliche Beschwerden. Dies galt für alle Beschwerden außer für Erschöpfung, die mehr als die Hälfte (53 Prozent) mindestens einmal pro Woche erlebte, ein Drittel mehrmals pro Woche. 

25 Prozent, d. h. jede/r vierte Befragte, hat mindestens einmal pro Woche Rückenschmerzen, ein etwa gleich großer Anteil (27 Prozent) berichtete von mindestens wöchentlich auftretenden Kopfschmerzen.

Schlaf

Im Mittel schliefen die Befragten (13 Jahre) acht Stunden je Nacht. Die Mehrheit (62 Prozent) und damit mehr als jeder Zweite gab an, einen guten/sehr guten Schlaf zu haben. Jungen schliefen besser (69 Prozent) als Mädchen (56 Prozent).

9 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus berichteten über eine schlechte Schlafqualität, aber mehr als zweimal so viele (21 Prozent) der Befragten mit niedrigem Sozialstatus.

Schlafprobleme waren im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie (2021/2022) ausgeprägter als im ersten Jahr der Pandemie (2020/2021) sowie prä- und postpandemisch.

 

Fazit 

Im Allgemeinen ist bei Kindern und Jugendlichen das Wohlbefinden post-pandemisch höher ausgeprägt als in der letzten Erhebungswelle, die in der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde. Negative Veränderung der Lebenszufriedenheit, wie sie in den Jahren 2020/2021 inmitten der COVID-19-Pandemie festgestellt wurde, zeigte sich in den Daten der 7. Erhebungswelle nicht. Vielmehr scheint sich die Belastung reduziert zu haben und näherte sich in vielen Bereichen prä-pandemischen Werten an, die aber noch nicht wieder erreicht wurden. Körperliche Beschwerden sind post-pandemisch unter Kindern und Jugendlichen nach wie vor stärker ausgeprägt als vor der COVID-19-Pandemie. Die Ausprägung ist vergleichbar mit der im zweiten Jahr der Pandemie (Erhebungswelle 2021/2022).

Zu einer besonders vulnerablen Gruppe gehören Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen Sozialstatus. Zwar lag das allgemeine Wohlbefinden in der Gruppe der Benachteiligten höher als noch im vergangenen Jahr, jedoch unter dem Niveau der Vergleichsgruppe. Ein ähnlicher Befund zeigte sich für die Lebenszufriedenheit, die niedriger ausgeprägt war als bei Kindern und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus und derzeit noch deutlich unter dem prä-pandemischen Niveau liegt. Schlafprobleme (Ein- und Durchschlafprobleme) sind unter Kinder und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus ebenfalls verbreiteter.

 

Anmerkung Deutsches Kinderbulletin (W. Hartmann):

In allen Erhebungen zur Gesundheitssituation, zum Zugang zu frühkindlicher Bildung, zu beruflichen Chancen, zur Lebenszufriedenheit, zur Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen zeigt sich leider seit vielen Jahren, dass Kinder und Jugendliche aus anregungsarmen Familienverhältnissen (meist niedriger Bildungsstand, einkommensschwach), mit Migrationshintergrund und aus sog. dysfunktionalen Familien in unserem reichen Land benachteiligt sind. Es ist eine ganz wichtige Aufgabe der gesamten Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen gefördert werden, und zwar von früh an, und ihnen damit gute Bildungschancen zu ermöglichen. Dazu müssen die entsprechend notwendigen Einrichtungen geschaffen werden. Gesetzliche Voraussetzungen gibt es bereits (s. U3-Kitas). Der Staat muss hierbei nur seinen eigenen gesetzlich verankerten Verpflichtungen nachkommen. Das tut er nicht. Unsere Gesellschaft braucht aber die Talente alle Kinder und Jugendlichen, gleich, ob aus einkommensschwachen und bildungsfernen oder aus Familien mit gutem Einkommen und Bildungshintergrund stammen, um für die gesellschaftliche Stabilität und Prosperität in der Zukunft einigermaßen gerüstet zu sein.

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